Rezension: "Leibhaftig leben" (Tagungsband FHRP)

Vollständige bibliografische Daten

Christoph Beuers, Annebelle Pithan, Agnes Wuckelt (Hg.): Leibhaftig leben / Forum für Heil- und Religionspädagogik; Band 4; Münster: Comenius-Institut, 2007. - 205 S. ISBN 3-924804-81-8 kart. Preis EUR 9.80.
[Dieses Buch im Bookshop des Comenius-Institutes bestellen: hier klicken]

Hintergrund

Das Forum Heil- und Religionspädagogik, das vom Deutschen Katecheten-Verein und dem Comenius-Institut initiiert wird, organisiert in zweijährigem Abstand Veranstaltungen mit Vorträgen und Workshops im Schnittpunkt von Heil- und Sonderpädagogik. Die Beiträge der namhaften Referentinnen und Referenten aus Schule, Gemeinde, heilpädagogischen Einrichtungen und Hochschule werden regelmäßig in den Sammelbänden des Forum veröffentlicht und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der hier rezensierte, nunmehr vierte Band fasst die Vorträge und Workshops der Veranstaltung vom Mai 2006 in Bad Honnef zusammen, die unter dem Thema „leibhaftig leben“ stand.

Das Thema

Körper, Leib und Sinne sind  für die Religionspädagogik und Heilpädagogik ein ebenso zentrales wie vielschichtiges und weitreichendes Thema: Es beinhaltet Fragen der christlichen Anthroplogie1 und ihrer geistesgeschichtlichen Einflüsse. Aber auch konkrete religionspädagogische Ansätze des leibhaftigen, d.h. erfahrungsbezogenen Lernens mit dem ganzen Körper. Die Heilpädagogik fokussiert seit jeher diese Leiblichkeit im Bildungsprozess und beachtet neben motorischen Entwicklungsmöglichkeiten die subjektiven Leiberfahrungen von Menschen mit Behinderungen. Aber auch soziologische Perspektiven wie gesellschaftliche Idealbilder von Leib, bzw. Schönheit sind ein Topos der Heilpädagogik.

Dieses thematische Panorama suchen die achtzehn Beiträge des Buches abzubilden. Sie besitzen einen religionspädagogischen, theologischen oder heilpädagogischen Hintergrund, von dem aus sie die Herausforderung des 'leibhaftigen Lebens' beleuchten wollen.    

Inhalt

Mit ihrem Beitrag „Mit Leib und Seele – Philosophisch-theologische Aspekte“ bringt Agnes Wuckelt den theoretischen Einstieg und den geistesgeschichtlichen Hintergrund in die Diskussion. Dabei zeichnet sie zunächst die antike griechische Anthropologie (Leib-Seele-Dualismus) zunächst in weiten Teilen recht zutreffend nach, um sie dem biblischen, integrativeren Leibideal gegenüber zu stellen. Dabei konstatiert sie, dass die Spaltung von Leib und Seele keine genuine christliche Schöpfung sei, die aus der griechischen Philosophie stamme. Allerdings würde eine eingehendere Betrachtung der paulinischen Aussagen zeigen, dass dieser Aspekt durchaus Eingang in neutestamentliche Anthropologie fand. Überhaupt hat Paulus für das frühe Christentum eine Schlüsselposition in der Vermittlung zwischen griechischem und jüdischem Denken inne. Nichtsdestotrotz weist Wuckelt zu Recht darauf hin, dass christliche Theologie trotz der grundsätzlichen 'Leibbejahung' ein durchaus ambivalentes Verhältnis zur Frage der Behinderung entwickeln kann. An dieser Stelle wäre aus meiner Sicht ein hervorragender Anknüpfungspunkt zum Beitrag von Nancy Eiesland im ersten Band des Forums (Rezension lesen: hier klicken ). Hier setzt sich die Autorin nämlich aus der Perspektive einer Betroffenen mit den konkreten Auswirkungen des Behinderungsbegriffes auf das theologische Denken auseinander.

Mit der Abgrenzung von Scham und Schuld und das Verhältnis von leiblicher und moralischer Scham beschäftigt sich der Aufsatz von Helga Kuhlmann: „ Von der Scham im eigenen Leib zu sein, zum Körper als Ort des Heils“. Interessant ist die Feststellung der Autorin, dass die gesellschfaftlichen Schamgrenzen nicht – wie allgemein angenommen - niedriger geworden sind, sondern sich allenfalls verändert hätten. Nämlich hin zur Ausrichtung auf eine Norm, wobei Abweichungen als persönliche Schuld aufgefasst würden. Ausgehend von der Paradieserzählung der Genesis zeichnet Kuhlmann Scham aus theologischer Sicht nach, setzt es mit dem Segen-Motiv in Relation und  zeigt einige allgemeine religionspädagogisch-ethische Konsequenzen für den professionellen Umgang mit Menschen mit Behinderungen auf.     

Wenn bereits von biblischer Anthropologie die Rede war, dann wird diese in dem interessanten Beitrag der Alttestamentlerin Gerlinde Baumann greifbarer. „Unter dem Thema: „Körperbilder im alten Testament“ führt die Autorin in die Leib-Perspektive des Ersten Testaments ein, die nicht unbedingt unserer heutigen entspricht. Nämlich dann, wenn Organe als Symbole für Körperregionen stehen, ihre Funktion vor Gestalt geht und sie eng mit zugeordneten Empfindungen und sozialen Vollzügen gesehen werden. Diese Aspekte führt Baumann an den Körperteilen Herz, Bauch, Kehle und Knochen aus und lässt damit die alttestamentliche Sichtweise auf Leiblichkeit lebendig werden. Damit bietet dieser Aufsatz eine vertiefende Ergänzung zu Wuckelts Einführung in dieses Buch (s.o).

Als Bibliodrama-Experte nähert sich Gerhard M. Martin in seinem Beitrag „Körper und Exegese  - Körperarbeit und Bibliodrama“ erst einmal der theologischen Seite des Leibbegriffes. Wenngleich Paulus meiner Ansicht nach zwar weniger Apokalyptiker als Apostel war, zeigt Martin hier sehr richtig dessen integrierende Anthropologie, die sich nicht in Schlagworten wie Leib-Seele-Dualismus erschöpft. Anschließend geht der Autor auf körperliche Aspekte des Bibliodramas ein, wobei er allgemeine Leitsätze zur Körperarbeit dort entwickelt. Theologisch interessant ist dabei der Hinweis auf die bibliodramatische Exegese, derzufolge Martin eine biblische Geschichte z.B. anhand der Tätigkeitswörter in körperlicher Darstellung auslegen und erfahrbar werden lassen möchte.

Der Publizist und Sonderpädagoge Christian Mürner geht dem Zusammenhang von Behinderung und gesellschaftlicher Wahrnehmung unter kulturgeschichtlicher Perspektive nach. Anhand der Rekonstruktionsvorschläge zu einem antiken Skulpturentorso kommt der Autor zu der Feststellung, dass die kulturell geformte Wahrnehmungsergänzung das Entscheidende sei. Folgerichtig gelte diese auch für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Behinderung, wenn es darum geht, Ideale und Vorbilder festzulegen an denen Behinderung erst sichtbar wird. Mit seinem Beitrag greift Mürner das Thema Behinderung unter soziologisch-konstruktivistischer Sicht auf, und knüpft hiermit beispielsweise an Goffman an, der in den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Behinderung unter dem soziologischen Stigma-Konzept analysierte.

Eine ebenso ungewöhnliche wie anregende Perspektive bietet die Religionspädagogin Dorothee Janssen auf das Thema. Ausgehend von einer wahrscheinlich profunden Kenntnis der Science-Fiction-Serien „Star Trek“ und „Stargate“ stellt die Autorin dar, wie in diesem Genre mit Behinderung und Anderssein umgegangen wird. Janssen vergleicht die gelingenden Einbindungen andersartiger Charaktere in Science-Fiction-Serien mit den Gegebenheiten in der Gemeindepastoral. Sie begründet auch, dass von diesen Serienfilmen ein Impuls ausgehen kann, sich auch im täglichen Umgang vorurteilsfrei und offen mit den Lebenswelten so genannter „Andersartiger“ auseinanderzusetzen. An diese Beobachtung anknüpfend gibt Janssen  anhand der Dramaturgie einer Stargate-Folge knappe Hinweise zum Einsatz von Science-Fiction-Filmen.       

Der Begegnung mit schwerstmehrfachbehinderten Menschen geht die Psychologin Maria Becker in ihrem Beitrag nach. Dabei rekonstruiert sie theoretisch anspruchsvoll, wie  diese Personen aufgrund ihres ge-, bzw. zerstörten Leib-Seins oftmals in eine Objekt- statt Subjektrolle gedrängt werden. Becker beschreibt dann anhand einer Fallvignette aus ihrer Arbeit, wie eine gelingende Form der Subjekt-Subjekt-Kommunikation über das Medium Musik stattfinden kann. Dabei orientiert sie sich an einer unkonventionellen Auslegung musikalischen  Tuns a´ la  John Cage. Mit ihrem Beitrag bringt die Autorin eine sowohl fachlich fundierte als auch interessante neue Perspektive auf die Arbeit mit schwerstmehrfachbehinderten Menschen.

Vor dem Hintergrund seiner Berufserfahrungen an einer Krankenhausschule setzt sich Meinolf Schultebraucks mit einem für die Religionspädagogik eher ungewöhnlichen Thema auseinander: mit dem selbstverletzenden Verhalten. Der Autor stellt die psychologischen Mechanismen dieser Verhaltensauffälligkeit sehr anschaulich dar, zeigt Interventionsziele auf und nennt Selbsthilfeorganisationen. Insgesamt bekommen die Leser/innen einen knappen Grundkurs zum pädagogischen Umgang mit selbstverletzenden Verhaltensweisen an die Hand, der interessant, strukturiert und damit gut lesbar ist.

Aus der Sicht eines aktiven Sportlers und und erfolgreichen Paralympics-Teilnehmer  betrachtet Pfarrer  Rainer Schmidt die förderlichen Aspekte des Sports für Menschen mit Behinderungen. Neben den positiven Elementen der Gemeinschafts-, Bewegungserfahrung und individuellen Erfolgserlebnissen stellt er ganz knapp Möglichkeiten vor, sportliche Aktivität so zu gestalten, dass diese Erfahrungen allen offen stehen. Ob sich dies ohne die nötige Einstellung aller Beteiligten beispielsweise im integrativen Sportunterricht so einfach umsetzen lässt, sei hier dahingestellt. Alles in allem legt Schmidt in seinem anschließenden Interview mit Christoph Beuers ein lebendiges Zeugnis davon ab, dass eine körperliche Beeinträchtigung kein Hindernis für sportliche Erfolgserlebnisse sein muss.          

Die Tanzpädagogin Friederike Maack beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem Tanz als Ausdruck körperlicher und seelischer Bewegung. Dabei stellt sie eine Reihe allgemeiner Prinzipien der Tanzarbeit als Form individuellen Ausdrucks dar. Hieraus ergeben sich für Maack die individuelle Förderung und die Beschränkung auf Details als Konsequenzen für die praktische Arbeit. Folgerichtig sieht die Autorin Tanzen als eine individuelle Ausdrucksform, die sich weniger an Bewegungsvorbildern orientiert als an der Körpererfahrung. Dadurch ist es auch eine adäquate Methode für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Dieser Beitrag ist eine gute Ergänzung zum Aufsatz von Elke Hirsch im ersten Tagungsband des Forums. (Rezension lesen: hier klicken )

Der Beitrag von Peter Fuchs beleuchtet sehr anschaulich und praxisnah das bewegungspädagogische Konzept von Elfriede Hengstenberg, welches in Zeiten des diagnostizierten Bewegungsmangels bei Kindern ebenso interessant klingt wie es - mir zumindest - auch unbekannt blieb. Der Berliner Gymnastiklehrerin Hengstenberg (1892-1992) ging es darum, dass Kinder ihre Bewegungsfähigkeit selbstständig entdecken und entwickeln können. Ausgehend von den Prinzipien der freien Bewegung, die unterstützt wird durch anregende Materialien und genügend Zeit, sieht Fuchs in diesem Konzept einen wirksamen Beitrag zur natürlichen Entwicklung von Kindern.     

Sexualpädagogik im Religionsunterricht mit geistigbehinderten Schülern ist für die Religionspädagogik eher ein randständiges Thema. Darum gilt dem Sonderschullehrer Helmut Fuchs das Verdienst, die Möglichkeiten der Religionspädagogik in seinem Beitrag auszuloten. Dazu stellt er das Sexual- und Rollenverhalten von Jugendlichen mit geistiger Behinderung in Erfahrungsberichten und anhand der sonderpädagogischen Literatur. Sexualität als Teil der gesamten Persönlichkeit komme nach Fuchs auch in den Blick der Religionspädagogik. Indem Fuchs die unterschiedlichen Ebenen von Sexualerziehung (Körper/Hygiene, Beziehungen, lebensphasenbezogene Thematiken) differenziert, bietet er einen strukturierten Ansatzpunkt für die religionspädagogische Konzeptionalisierung. Diese fällt mit sechs stichwortartigen Impulsen allerdings bescheidener aus. Dabei geht es im Allgemeinen um die persönliche Bestätigung durch Texte und Symbole oder um die bewusste Körperwahrnehmung und Bejahung der Leiblichkeit.

Wundergeschichten der Bibel führen eine Art Sorgenkind-Existenz in der Religionspädagogik: Obwohl sie einen ganz konkreten Hintergrund (Heilungen) aufzeigen, wollen sie theologisch jedoch als übertragene Aussagen verstanden sein. So bewegen sich die Religionspädagog/innen in einem Dilemma zwischen entwicklungsgemäßer Konkretheit und exegetischer Abstraktion. Christine Labusch eröffnet anhand der Bartimäus-Geschichte eine interessante Möglichkeit, einen leiblichen Zugang zu Heilungsgeschichten zu gewinnen. Dabei kommt es der Autorin nicht darauf an, den Übergang vom Blindsein zum Sehen moralisch oder theologisch zu bewerten. Vielmehr geht es ihr darum, dass die Schüler/innen neue Seh-Weisen entwickeln. Labusch baut die Geschichte in sechs Abschnitte auf, zu denen sie jeweils vertiefende Reflexionen für die Lehrkraft und kreative Umsetzungsmöglichkeiten (Rollenspiel, Gestaltungen, Wahrnehmungs~ und Reflexionsübungen) anbietet, die sich schnell in die Unterrichtspraxis überführen lassen. Damit hat die Autorin das Dilemma zwischen Theologie und Unterrichtspraxis kreativ gewendet: Weniger indem sie die didaktische Frage endgültig beantwortet hätte. Sondern dadurch, dass sie einen für die Schüler interessanten und Sinn-vollen Umgang mit Heilungsgeschichten beschreibt.

Im Nachhinein eigentlich undenkbar wäre dieser Tagungsband zur Leiblichkeit, wenn nicht irgendwie Bezug genommen würde auf die opulenten Körperskulpturen der französischen Künstlerin Nikki de Saint Phalle (1930-2002). In seinem Beitrag führt der Sonderpädagoge Andreas Nicht in die Biographie der Künstlerin, die Entstehungshintergründe und Interpretationen der „Nanas“ ein. Abschließend gibt der Autor eine allgemeine Kurzskizze zur Beschäftigung mit der „Nana-Kunst“ im Unterricht. Darin beleuchtet Nicht schlaglichtartig 6 Phasen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Künstlerporträt, Körperarbeit, Gestaltung von „Nanas“).

Mit dem Thema „Offene Lernformen im Religionsunterricht“ setzt sich Petronella Kiesenhofer in ihrem kurzen Betrag auf theoretischer Ebene auseinander. Dabei bezieht sich die Autorin auf allgemeine Prinzipien (z.B. Strukturierung durch Rituale, Sinn-volles Lernen).

Mit „Godly Play“ als einer zunehmend beachteteren religionspädagogischen Methode beschäftigt sich der Theologe und Sonderpädagoge Wolfhard Schweiker in seinem umfangreichen Beitrag. Die Konzeption des Godly Play (Spirituelles Spiel/en) geht auf den US-amerikanischen Pfarrer Jerome W. Berryman zurück, der es im kirchlichen Kontext einsetzt und entwickelte. Es erinnert in nicht von ungefähr an die Arbeit mit dem Montessori-Material, denn Godly Play will Kinder in einer anregenden Umgebung mit ansprechenden Materialien zu einer vertieften Auseinandersetzung mit biblischen Geschichten, Gleichnissen und liturgischen Handlungen führen. Dabei orientiert es sich an einer festen Ablaufstruktur von Phasen.
Schweiker versucht differenziert, dieses Konzept auf die Voraussetzungen verschiedenen Sonderschularten zu übertragen. Dabei geht der Autor strukturiert und reflektiert vor, sodass bei allem Optimismus eine ganz realistische Einschätzung der Praxistauglichkeit vorliegt. Insgesamt bietet Schweiker eine gut zu lesende Einführung in den Godly-Play-Ansatz und seine Bedeutung für die Religionspädagogik auf dem Gebiet der Sonderpädagogik.  

Um das konkrete Zusammenspiel von Körpererfahrung und Glaube geht es Pfarrer Philipp Neßling für die religionspädagogische Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung. Ausgehend von einem Konzept integrativer Körperarbeit als Verbindung von Leib, Seele, Geist (einer ja problematischen, zuvor im Beitrag von Agnes Wuckelt diskutierten Unterscheidung) zeigt Neßling basale Momente körperlicher Handlungen  im täglichen Miteinander auf. Am Beispiel des dreiundzwanzigsten Psalms stellt der Autor zu  ausgewählten Versen die Möglichkeiten ganz basaler integrativer Körperarbeit und Symbolerfahrungen (Wasser, Hände) dar. Damit zeigt Neßling aus seiner reichhaltigen Erfahrung viele praxisnahe Ideen, auch mit schwerer beeinträchtigen Schüler/innen, resp. Konfirmand/innen, religiöse Aussagen über integrative Körperarbeit zu erschließen.   

Der letzte Beitrag diese Bandes von Ferdi Schilles beschäftigt sich mit dem Einsatz eutonischer Elemente in Gottesdienst und religionspädagogischer, bzw. spiritueller Gruppenarbeit. Eutonie ist eine behutsame Methode der Körperarbeit, die zu einer inneren und äußeren Balance führen will. Schilles, Seelsorger für Menschen mit geistiger Behinderung, geht in seinem Beitrag exemplarisch auf Atemübungen und Körpererfahrungen in der Arbeit mit dieser Zielgruppe ein.

Zielgruppe

Diese Veröffentlichung richtet sich in erster Linie an Religionspädagog/innen in sonderpädagogischen Tätigkeitsfeldern: sei es an unterschiedlichen Sonderschularten oder in Integrationsklassen, aber auch an Aus- und Fortbilder/innen und Dozent/innen an Hochschschulen.
Da einige Artikel (z.B. selbstverletzendes Verhalten, Hengstenberg-Konzept) aber auch ohne religionspädagogischen Hintergrund mit Gewinn gelesen werden  können, sollten auch andere Sonderpädagog/innen mal einen Blick in das Inhaltsverzeichnis, bzw. diese Renzension riskieren.
Und schließlich: Alle, die sich für die aktuelle Entwicklungen im Schnittpunkt von Sonder- und Religionspädagogik interessieren, sei dieser Band empfohlen!

Fazit

Mit 18 ganz unterschiedlichen Beiträgen aus Schule, Hochschule, Seelsorge zum Thema Leiblichkeit stellt der Tagungsband des 'Forum für Heil- und Religionspädagogik' wieder einmal eindrücklich dar, wie lebendig und interdisziplinär sich diese Fachrichtung entwickelt.
Mit dieser Vielfältigkeit und Offenheit führt das Forum eine lange religions- und heilpädagogische Tradition weiter: Kreative Interdisziplinarität und neue Impulse - dies dürfte ansteckend auf alle wirken, die in diesem Bereich arbeiten.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei einigen Beiträgen trotz der inhaltlichen Tiefe die religionspädagogische Anbindung des Themas vermisst habe. Obwohl interessant zu lesen, ließen mich diese Aufsätze als Religionspädagogen etwas ratlos zurück. Insbesondere aber in der zweiten Hälfte des Buches fand ich dagegen praxisnahe Anregungen für meine religionspädagogische Arbeit.
Insgesamt möchte ich damit auch den vorliegenden vierten Band des Forums allen Religionspädagog/innen in heilpädagogischen Arbeitsfeldern als eine gelungene aktuelle Orientierungshilfe für die Arbeit empfehlen! 

Fußnoten:

1 Anthropologie: Wissenschaft, bzw.  vom Menschen, hier unter religiösen, moralisch-ethischen  Gesichtspunkten

Weiterführende Links und Informationen

Informationsseite des Comenius-Institutes zum Buch, mit Bestellmöglichkeit:
http://ci-muenster.de/bookshop/artikel/buecher/sonder11.php
Homepage des Forum Heil- und Religionspädagogik:
http://www.fhrp.de/ 

Über den Rezensenten

Dr. Stefan Anderssohn ist Sonderschullehrer und Religionspädagoge. Er hat zur Religiosität von Menschen mit geistiger Behinderung umfangreich geforscht und ist in der Aus- und Fortbildung tätig. Stefan Anderssohn arbeitet u.a. als Religionspädagoge mit Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung und Körperbehinderung an einem großen Schul- und Therapiezentrum in Norddeutschland. Er ist außerdem seit dem Jahr 2000  Betreiber des Internetportals www.reliforum.de, dem Forum "Religionspädagogik & Geistigbehindertenpädagogik". Mehr über den Autor erfahren Sie unter www.anderssohn.info

Diese Rezension zitieren?

Anderssohn, Stefan: Rezension vom 20.7.2007 zu: Christoph Beuers, Annebelle Pithan, Agnes Wuckelt (Hg.): Leibhaftig leben / Forum für Heil- und Religionspädagogik; Band 4; Münster: Comenius-Institut, 2007. Erschienen bei www.reliforum.de. URL: http://reliforum.anderssohn.info/index.php/reliforum-artikel/102-rezension-leibhaftig-leben-tagungsband-fhrp| Stand: [*Ihr Abrufdatum*] .