Forschungsarbeiten zur Religiosität von Menschen mit geistiger Behinderung
"Erst verstehen, dann erziehen!", dieses Zitat des Schweizer Heilpädagogen Paul Moor gilt nicht weniger für die Religionspädagogik. Umso mehr wird die Bedeutung empirischer Forschungsergebnisse unterstrichen, die ein solches Verstehen ermöglichen. Diese Rubrik des Forum Religionspädagogik & Geistigbehindertenpädagogik möchte Ihnen einen Überblick über die Forschungsarbeiten zur Religiosität von Menschen mit geistiger Behinderung geben. Die Literaturnachweise finden Sie in der Rubrik "Literatur"
Aktuelle Forschung
Stefan Anderssohn:
Religionspädagogische Forschung als Beitrag zur religiösen Erziehung
und Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung
Die Mitte 2001 vorgelegte Dissertation beschäftigt sich als erste umfangreiche Arbeit mit religionspädagogischer Forschung bei der Zielgruppe von Menschen mit geistiger Behinderung. In vier aufeinander aufbauenden Teilen werden die historischen Bedingungen und ein gegenwärtiges Modell interdisziplinärer religionspädagogischer Forschung dargestellt. Im Rahmen einer religionspädagogischen Anthropologie werden aktuelle geistigbehindertenpädagogische und religiöse Entwicklungstheorien aufeinander bezogen, um anschließend in konkrete Forschungsarbeit umgesetzt zu werden.
Die Arbeit bringt wesentliche Anregungen für Entwicklung einer »integrativen« Religionspsychologie.
Folgender Aufsatz fasst die wesentlichen Aussagen der Arbeit allgemeinverständlich zusammen: (erschienen in der Internet-Zeitschrift Heilpädagogik online [hier klicken])
Anderssohn, S. (2003): Strukturen und Themen: Bausteine eines "integrativen" Modells zur Erforschung und Interpretation von Religiosität. in: Heilpädagogik online 01/03, 14-32 http://www.heilpaedagogik-online.com/heilpaedagogik_online_0103.pdf, Stand: 27.12.2002
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Religionspsychologische Forschungsarbeiten aus der Zeit bis 1945
Schulz 1918 (D): Sind unsere Schwachsinnigen für religiöse Eindrücke besonders empfänglich?
Wer wurde untersucht? Menschen mit geistiger Behinderung unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Zeiten - Genaue Anzahl aufgrund der Untersuchungsmethode nicht relevant; alle Personen Anstaltsbewohner im süddeutschen/ deutschsprachigen Raum
Fragestellung und Methode: Die religiöse Empfänglichkeit Geistigbehinderter - Deskription/Typologie: Wiedergabe und typologische Systematisierung anekdotischer Beobachtungen und Erlebnisse (mündliche Erzählung/ Literatur)
Ergebnisse: Aus dem Text: "Die Merkmale und Kennzeichen der religiösen Empfänglichkeit können wir also bei unseren Pfleglingen bis in ihr Sterben hinein verfolgen. Wir sehen aber, daß sich diese Empfänglichkeit in verschiedenen Abstufungen zeigt" (158): a) die Stufe der reinen Empfänglichkeit: passiv und rezeptiv, b) das Interesse an religiösen Dingen wird angeregt c) Mit Zunahme des religiösen Interesses auch Anregung des Erkennens und des Gewissens: "Das Gewissen tritt in Tätigkeit; das Bewußtsein, daß Gott sie auf allen ihren Wegen sieht, macht sie stark im Kampf gegen die Versuchung… Gott und seine Offenbarung in Jesu wird immer deutlicher erkannt und erfaßt" (159), Beziehung zur intellektuellen Fähigkeit. Hinweise zu Medien für die Unterweisung, sowie beliebte Geschichten werden gegeben.
Sommerer 1932 (D): Die religiöse Struktur des Schwachsinnigen. Eine religionspsychologische und evangelisch-theologische Untersuchung.
Wer wurde untersucht? Menschen mit geistiger Behinderung unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Zeiten - Genaue Anzahl aufgrund der Untersuchungsmethode nicht relevant; alle Personen Anstaltsbewohner im süddeutschen Raum
Fragestellung und Methode: Religiöse Struktur Geistigbehinderter - Anwendung der religionspsychologischen Verfahren Anekdote/Beobachtung auf die Erforschung der Religiosität von Menschen mit einer geistigen Behinderung.
Ergebnisse: Deskriptive Einteilung in drei religiöse Stufen: a) primitive Stufe; b) naive Stufe; c) kritisierende Stufe. Religion als Sinngebung des "Geistesschwachen", relativ unabhängig von der sonstigen geistigen Funktion (123), Überlegungen zum Vergleich kindlicher Religiosität mit derjenigen geistigbehinderter Menschen. Der Mensch mit einer geistigen Behinderung glaubt nicht nur, was der Erwachsene glaubt und was dieser lehrt, sondern auch wie der Erwachsene glaubt (115) = strukturell und inhaltlich!
Wintergerst 1945 (CH): Religiöse Erziehung des geistesschwachen Kindes als Aufgabe des Heilerziehers.
Wer wurde untersucht? Menschen mit geistiger Behinderung unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Zeiten - Genaue Anzahl aufgrund der Untersuchungsmethode nicht relevant; alle Personen Anstaltsbewohner im süddeutschen/ deutschsprachigen Raum, zumeist Schweiz
Fragestellung und Methode: Religiöse Struktur Geistigbehinderter - Deskription/Typologie: Wiedergabe und typologische Systematisierung anekdotischer Beobachtungen und Erlebnisse
Ergebnisse: Ausgehend von SOMMERERS (1932) Stufenabfolge; Erweiterung um die "vor-religiöse" Stufe wie auch Erweiterung der Datenbasis durch anekdotisches Material aus Anstalten für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Religionspsychologische Reflexionen in bezug auf Geistigbehinderte und Religi-onspädagogische Folgerungen für die Praxis; das Urteil "areligiös" darf auch nach religionspsychologischer Untersuchung nicht gefällt werden!
Religionspsychologische Forschungsarbeiten
aus der Zeit nach 1945 bis in die Gegenwart
Stubblefield/Richard 1965 (USA): The Concept of God in the Mentally Retarded
Wer wurde untersucht? 22 geistigbehinderte Heimbewohner/Schülerinnen und Schüler ; 11 Pbn: MA/"geistiges Alter"= 5-6 ½ (low level) 11 Pbn: MA/;geistiges Alter"=8-10 (high level); CA/Lebensalter = 13;1-18;0 (low level) und 16;0-37;6 (high level); ländliches Einzugsgebiet: Clover Bottom, Tennessee; USA. Hintergrund vermutlich christlich, keine weiteren Angaben über denominationalen Hintergrund der Anstalt.
Fragestellung und Methode: Gotteskonzept - Fragestellungen mit den Dimensionen: Anthropomorphismus, Verfügbarkeit, Universalität; Fragen dichotomisierend (ja-nein) ohne Zwischenstufen; Auswertung: Gewichtung nach Fragenanzahl; statistische Analyse
Ergebnisse: Zur low level Gruppe: Gott erscheint mehr anthropomorph und verfügbar ; der Gottesglaube wird als von mehr Menschen geteilt angesehen (Universalität des Gotteskonzeptes). Die high-level Gruppe erfährt Gott mehr in die eigenen Lebenszusammenhänge einbezogen, aber stärker verfügbar als die low level Gruppe. Intelligenzalter wird von den Autoren als signifikanter Faktor der Entwicklung des Gottes-Konzeptes gewertet; erzieherisch-inhaltliche Einflüsse bleiben nicht ausgeschlossen. Prä- und Posttest zur Er-fassung von Lernerfolgen wird von den Autoren vorgeschlagen. Die fünf Grenzen der Untersuchung werden im Blick auf weitere Forschung darge-stellt. Da Menschen mit einer geistigen Behinderung Gott-Konzepte besitzen, die sie auch verbalisieren können, dürfte sich nach Ansicht der Autoren über religiöse Erziehung auch eine religiöse/moralische Beeinflussung, bzw. Ausrichtung des Verhaltens Geistigbehinderter herbeiführen lassen.
Lada'a 1974 (D): Religiöses Empfinden und Verstehen bei geistig behinderten Kindern
Wer wurde untersucht? 31 Pbn.: 19 Mädchen (10-16) und 12 Jungen (10-16) aus einer christlichen Anstalt in Neuendettelsau/Bethel, Mitteldeutschland: Behinderungsarten: insbesondere Trisomie 21, Hydrocephalus, Enecphalopathien; IQ von 36-75,
Fragestellung und Methode: Verständnis von bestimmten religiösen Ausdrücken - mündliche Befragung, unterstützt durch Bilder, sowie gesammelte Anekdoten (mündliche Erzählung) zu religiösen Erlebnissen, die in der genannten Anstalt gemacht wurden. Insbesondere ist es für den Autor die Frage, inwieweit die medizinische Ätiologie einen Rückschluß auf die Religiosität zuläßt. Den konzeptuellen Rahmen bildet das Stufenschema von WINTERGERST (1945).
Ergebnisse: Durch Zeigen verschiedener einfacher Bildsymbole (8 christliche; auch 13 nichtreligiöse (=weltliche) Bilder dazwischen gemischt, welche durch die Pbn. Von den christlichen vorab zu trennen sind) wird eine religiöse Antwort bei den Probanden zu evozieren versucht, wobei die Antworten in Rastertafeln dargestellt werden. Zur Bedeutung der Behinderung für das religiöse Empfinden: Mongoloide Kinder können sich nach Ansicht des Autors schwer über das religiöse Empfinden äußern und verbleiben lange in der Phase der Nachahmung (34). Für Kinder mit einer organischen Hirnschädigung könne die Eingebung in das geistliche leben sehr 'vielfältig' sein. Aber insgesamt: Es kann keine Aussage über die Religiosität/den Glauben eines einzelnen Kindes gemacht werden: Religiosität und Glaube sind sicher unabhängig von der Intelligenz (36).
Hofmann 1971 (D): Überlegungen zum Religionsunterricht bei Geistigbehinderten.
Wer wurde untersucht? Anzahl unbekannt (verm. 2 Klassengrößen; 10-15 Schülerinnen und Schüler; Mittelstufe)
Fragestellung und Methode: Verbessert das Medium Bild die Verstehensleitungen im Religionsunterricht? U-Gruppe und K-Gruppe: Während die Versuchsleiter den geistig behinderten Kindern in den Untersuchungsgruppen die Geschichte von Bartimäus an Hand der Bilderserie erzählten, durften die Schüler in der Kontrollgruppe diesen Evangeliumsbericht in derselben vereinfachten sprachlichen Fassung nur hören
Ergebnisse: "Bei den Untersuchungen fiel vor allem auf, daß die Versuchsleiter bei Ver-wendung der Bilder die geistig behinderten Kinder wesentlich länger fesseln konnten als beim Versuch ohne Bilder. So ließ die Aufmerksamkeit der Schü-ler in der Kontrollgruppe rasch nach. […] Ein Nacherzählen der Geschichte war diesen geistig behinderten Schülern der Kontrollgruppe nicht möglich. Dagegen konnten einzelne geistig behinderte Kinder aus den Untersuchungsgruppen einige Teile der Perikope noch wiedergeben. Die Geschichte in einer bestimmten Abfolge und damit in einem bestimmten Zusammenhang zu erzählen, dazu waren die Kinder allerdings nur in der Lage, wenn sie die einzelnen Bilder mehrmals ansehen und sie sich an der Bilderserie wie an einem Faden entlanghanteln konnten. Die Versuchsleiter stellten fest, je öfter man mit den Kindern diese Bilder anschaut, mit ihnen darüber spricht, um so mehr ,,bricht es aus ihnen heraus, wenn auch stoßweise und bruchstückhaft. .... Daraus resultiert, auch das geistig behinderte Kind kann durch eine biblische Geschichte, die es hört und die ihm durch geeignete Bilder verdeutlicht wird, innerlich so bewegt werden, daß es darüber nachdenkt und seine Eindrücke aufzuhellen und zu ordnen versucht, indem es seinen Möglichkeiten gemäß über das Geschehen mit jemand redet, das Erlebnis im Spiel verarbeitet, oder durch Kneten und Malen sich mit der Geschichte auseinandersetzt" (104f.)
Bassett et al. 1994 (USA): ): Perceptions of God among Persons with Mental Retardation:
A Research Note.
Wer wurde untersucht? 35 Pbn.: alle Grade geistiger Behinderung (11 mild CA: 35;2; 13 moderate CA 27;8; 5 severe; 6 profound CA: 35;2): Katholi-ken, Protestanten, bei einigen ist die Konfession unbekannt "These people were recruited from community-based houses in a metropolitan area" (47), vermutlich Rochester, N.Y.; USA .
Fragestellung und Methode: Gottesbild/Gott-Konzept - Bildverfahren (15 Bilder; getestet an einem "normal sample") Auswertung: ANOVA Varianzanalyse zwischen den Personen, die ein bestimmtes Bild ausgewählt haben. unabhängige Variable: "level of retardation"; Einheit: Bilder; abhängige Variable: Zahl der Personen auf einer Behinderungsstufe, die ein bestimmtes Bild gewählt haben.
Ergebnisse: Signifikante Effekte für jeden "level of retardation". 7 Bilder differenzieren im "normal sample" zwischen Teilnehmern auf konkret- und formal-operationaler Denkstufe. Die Bilder differenzieren zwischen leicht retardierten Personen nicht reliabel, jedoch bei Personen mit moderater und schwerer geistiger Behinderung liegt eine eindeutige Tendenz zu den Bildern der präoperationalen Stufe vor. Fazit: "Persons with different levels of mental retarda-tion seem to have meaningful perceptions of God" (48); die Bildauswahl ist nicht zufällig erfolgt."This pattern suggests that as the level of retardation becomes more severe, the concept of God shifts from a mixture of concrete symbols and personification to pure personification" (48), ein Denkmuster, welches auch durch das neutestamentliche Gottesbild nahegelegt werde. Als Hinweis für weitere Forschung gilt die Beobachtung, daß moderat Retardierte mehr Bilder wählen als die Pb einer anderen Stufe. Ferner sind Effekte durch Instruktion zur weiteren Untersuchung vorgeschlagen.
Forschungsarbeiten zu verwandten Konstrukten und Aspekten
Myreddi/ Narayan 1993 (Indien): The concept of death among people with mental handicap.
Wer wurde untersucht? 70 Pbn. überwiegend männlich, zwischen 16 und 20 Jahren alt: 41 leicht, 29 moderat retardierte Personen; Denomination: 54 Hindus, 6 Muslime und 10 Christen, die das "National Institute for Mentally Handicapped" in Secunderabad, Indien aufsuchten. Mittlere bis untere Einkom-mensgruppen: private business, paid employment and agriculture.
Fragestellung und Methode: Thanatologie/Todes-Konzept - mündliche Befragung (demographische Angaben; Fragen über das Todeskonzept), Vortest des Fragebogens an 10 Kindern; Modifizierung der unklaren Fragen.
Ergebnisse: Fragen waren u.a.: Was passiert den Toten, was verursacht den Tod, was geschieht mit dem Körper nach dem Tod, und was tun Menschen, wenn eine nahestehende Person stirbt? Die Autoren erkennen eine klare Beziehung zwischen dem Grad der Retardierung, bzw. der intellektuellen Fähigkeit und dem Todes-Konzept. Metaphorische/euphemistische Umschreibungen von Tod wurden von leichter retardierten Personen besser verstanden. Insgesamt führ-ten 37% der Pbn die Todesursache auf Krankheiten, 35% auf Unfälle zurück, was im Gegensatz zu anderen Untersuchungsergebnissen steht. Abstraktere Erklärungen für die Todesursachen wurden wiederum nur von leichter behinderten Pbn angeführt. Postmortale physiologische Vorgänge waren allen Pbn bekannt. Insgesamt wurde auf die konkreten sichtbaren Anteile des Todes-Konzeptes mehr eingegangen als auf die abstrakteren, impliziten, wobei die Rolle der visuellen Medien, des Fernsehens diskutiert wird. Auf allgemeine Stufen des Todes-Konzeptes wird Bezug genommen: (1) 3-5: Tod als tempo-rärer Zustand; Schlaf (2) 5-9: Tod wird als Figur interpretiert: Skelett, Geist, … (3) >9: Die Universalität des Todes wird erkannt, sowie die Irreversibilität und das Nachlassen der Körperfunktionen. Die Autoren meinen, daß leichter behinderte Personen durchaus in der Lage wären, ein Konzept ungefähr auf der dritten Stufe zu erreichen, wohingegen schwerer behinderte auf der ersten konzeptionellen Stufe verbleiben. Ferner wurde beobachtet, daß die Pbn auch Bezug auf spezifische religiöse Praktiken, die mit dem Sterben zusammenhängen, genommen haben.
Untersuchungen zur Religiosität innerhalb von Familien von Kindern mit einer (geistigen) Behinderung/Entwicklungsverzögerung
Weisner et al. 1991 (USA): Religion and Families of Children With Developmental Delays
Wer wurde untersucht? "Parents in 102 families with a 3- to 5-year-old child with develop-mental delays of uncertain etiology" (demographische Analysen des sozioökonomischen Status der Eltern sind gegeben). Einzugsge-biet: "greater Los Angeles metropolitan area", USA. Eltern vorwiegend aus dem Mittelstand; verheiratet.Hoch Religiöse Eltern (=28): 50% protestantische Fundamentalisten; 21,4% Mormonen; 17,9% 'Mainstream Protestants'; 1 Jude(n)Moderat religiöse Eltern (=?) 32% Katholiken; 23,9% Fundamentalisten; 23,9 % mainline Prot-estants; 13% Juden Nichtreligiöse Eltern: 62% "none"; 20,7% nichtpartizipierende Katholiken CA Kinder: Æ 41,8 Mo.; SD= 6,2 Gesell Development Quotient (DQ) =72.32 SD=15,97 mit signifikanten Verzögerungen in einem oder meh-reren Bereichen
Fragestellung und Methode: "Religion as Coping": Religion und der Einfluß auf das Leben mit einem behinderten Kind - mündliches Interview (halbstrukturiert; 2 Std.) und Fragebogen (u.a. Konfession; sozioökonomischer Status; heilpädagogische Unterstützung); Fragebogenreliabilität durch Überprüfung der Übereinstimmung: 92%. 1. family accommodation measures2. religiosity measuresà Die Familien werden anhand von vier Kategorien (church involvement/sense of spirituality/support from church/influence of religion in every-day-life) nach Graden der Religiosität in vier Gruppen einge-teilt. (high religious; moderate religious, moderate nonreligious, nonreligious)
Ergebnisse: Religiosität und demographische/sozioökonomische Merkmale stehen nicht zueinander in Beziehung (655). "Religious parents were somewhat more familistic than were nonreligious parents, emphasized parental nurturance [and responsibility; S.A.], and said that their child was an opportunity rather than a burden. Religious and nonreligious families were similar on other measures of developmental beliefs and social support. Religious parents de-scribed the "purpose" of their children with delays in their lives in emotionally powerful and meaningful ways that clearly helped them, although direct measures of peace of mind and emotional adjustment did not differ between religious and nonreligious families" (647). "…highly religious families re-ported more people providing support and concentrated their accommodations to their child in the domain of family-related support. However, … that religious families would display more varied types of support and more satisfaction with the support they received, proved incorrect" (658). "Religious families were also much more likely than nonreligious families to use religious beliefs as a form of self-protection… or cognitive coping" (ibid.) "… the symbolic and moral meanings that religious parents have available for under-standing their situation are also powerful and are probably learned and shared to some extent by the child with developmental delays. This makes religious conviction an inherently important and meaningful factor for fami lies, one that needs to be thoughtfully incorporated into professionals' ways of talking with families " (660).
Haworth et al. 1996 (USA): Measuring Religiousness of Parents of Children
With Developmental Disabilities
Wer wurde untersucht? Pbn 204 Familien (203 Mütter; 165 Väter); commenter group: Eltern, die im Interview spontan Religion erwähnt haben (59 Familien, 59 Mütter, 12 Väter) und non-commenter groups (145 Familien). Kinder hauptsächlich mit Down-Syndrom und ICP
Fragestellung und Methode: Religion as Coping: Religion und der Einfluß auf das Leben mit einem behinderten Kind - 1. "Data were obtained from in-person, semi-structured interviews designed to investigate initial and current parental adjustment to raising a child with developmental disabilities" (273). Spontane religiöse Äußerungen werden festgehalten und die Eltern der commenters-Gruppe zugeordnet. à 5 religion-related categories: positive organizational experience; support from spiritual beliefs, mission statements, organizational negativity, negative spiritual be-liefs. 2. Fewell Religiosity Scale (innere Konsistenz Cronbach's alpha: . 84), 12 Items: 6 religious beliefs; 6: participation in religious activities
Ergebnisse: Religion as coping: "Religious belief systems are generally regarded as having a positive impact on family adjustment because they provide a valuable inter-pretive framework" (271). Neben dieser interpretativen Hilfe angesichts von Kontingenz sehen die Autorinnen auch die Unterstützung durch eine religiöse Gemeinschaft für eine Familie mit "special needs"- Kindern, die zum Teil einen großen Wert haben kann. "The congruence between these mothers' spontaneous comments about religion and their scores on the FEWELL Religiosity Scale has important implications for researchers with only one of these two types of data available" (276). Mit ihrer Studie wollen die Autorinnen eine neue Dimension in die Untersuchung der Rolle der Religiosität innerhalb der Familie mit behinderten Kindern einführen, wozu das offene Interview und hiermit die spontanen religiösen Aussagen der Mütter besonders geeignet erscheint. "Religiousness as a core part of human existence must enter into practitioners' understanding of a family system… They are for some families, major components of adaptation over the life span." (ibid.). Da die Studie sehr auf Mütter focussiert ist, wird die Überprüfung der Ergebnisse anhand von Daten von Vätern, sowie der gegenseitigen Beeinflussung vorgeschlagen.
Dieses Dokument zitieren:
Stefan Anderssohn (2007): Forschungsarbeiten zur Religiosität von Menschen mit geistiger BehinderungOnline im Internet verfügbar. URL: http://reliforum.anderssohn.info/index.php/reliforum-artikel/77-forschungsarbeiten. [Zugriff: ...]