Textarbeit: Ausgangspunkt des inklusiven Religionsunterrichtes
Sicherlich: Inklusiver Religionsunterricht darf sich für die Schülerinnen und Schüler nicht nur in Textarbeit erschöpfen. Da das Christentum aber eine Schriftreligion ist, sind Texte - zumal aus der Bibel – natürlich von besonderer Bedeutung. Auch für mich als Lehrperson gilt der Bibeltext als zentraler Bezugspunkt meines Arbeitens, selbst und gerade dann, wenn ich neben der textsprachlichen Ebene andere Dimensionen des Lerngegenstandes erschließen möchte.
Andersherum sind die Anfragen, die eine basale Elementarisierung an die Strukturen und die Grundaussage einen Text stellt, bereichernd: Welche körperlich-sensorischen Erfahrungen könnten in dem Text stecken? An welche bildlich-darstellenden Umsetzungen aus der Kunst kann ich anknüpfen? Derartige Fragen eröffnen neue Blickwinkel, indem sie scheinbar Bekanntes neu gewichten oder anders betonen. Und sie eröffnen kreative Ideen für Lernangebote, die sich hieran anknüpfen. Von daher sehe ich die Elementarisierung im inklusiven Religionsunterricht als einen spannenden Impuls für die Arbeit mit biblischen Texten an.
Elementare Strukturen herausarbeiten: Texte vereinfachen - Faustregeln
Insgesamt bleibt der (Bibel-)Text Ausgangspunkt meiner Unterrichtsvorbereitung: Zwar ist die konkret-begriffliche Zugangsweise, auf der die Textarbeit ja üblicherweise stattfindet, für die Schüler nur ein möglicher Lernweg, aber es gilt ja, den Text für andere Formen der Aneignung zu „übersetzen“. Der erste Weg dazu ist die sprachliche Vereinfachung. Mit dem Ziel, die elementare Wahrheit mit textlichen Strukturen herauszuarbeiten.
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Hinweisen, wie man Texte in leichter Sprache erstellt (z.B. beim Netzwerk Leichte Sprache: leichtesprache.org). Ich orientiere mich bei der Vereinfachung an folgenden Faustregeln:
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Überschaubare Sätze im Präsens
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direkte Rede verwenden
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wichtige Wörter wiederholt verwenden
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Satzgefüge möglichst vermeiden
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Fremdwörter möglichst durch griffige (deutsche) Wörter ersetzen.
Hinweise zur elementarisierten Textgestaltung können Sie hier herunterladen:
http://reliforum.anderssohn.info/download/Hinweise zur Textgestaltung in leichter Sprache.pdf
Symbole im Text „modellieren“
Wenn ich einen Text derart auf seine elementaren Strukturen hin vereinfache, dann besitze ich bereits eine Vorstellung über einen zentralen Begriff oder ein Symbol, in dem ich diesen Text verdichten kann. Dieses Symbol gilt es, im Text quasi ‚heraus zu modellieren‘. Nicht nur, indem ich das Symbol beim Namen nenne, sondern auch seine weiteren Aspekte entlang der nichtsprachlichen Aneignungsformen veranschauliche.
Wie das funktioniert, zeige ich Ihnen an einem Beispiel: Im folgenden Text habe ich versucht, die Pfingstgeschichte zu elementarisieren. Dazu hatte ich bereits ein bestimmtes Symbol im Hinterkopf. Finden Sie anhand meines Textes heraus, welches Symbol es ist?
Abbildung 1: Elementarisierter Text der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2,1-13 [14-47]). Welches Symbol war beim vereinfachen des Textes leitend? An welchen Stellen erscheint es oder einer seiner Aspekte?
Sehen Sie die Auflösung, wenn Sie weiterklicken .....
Wie Sie vermutlich unschwer entdeckt haben, war es das Symbol „Feuer“: Ich habe in einem zweiten Text einmal die betreffenden Stellen, in denen ich das Symbol aus dem Text herausmodelliert habe, rot hervorgehoben. Mit der textlichen Vereinfachung in Richtung der elementaren Strukturen reduziere ich den Text daher nicht nur, sondern gebe ihm gleichzeitig eine besondere Ausrichtung, die ich zuvor in der Elementarisierung entwickele und theologisch begründe.
Weitere Informationen zur Elementarisierung von Texten in leichter Sprache bzw. Texte finden Sie hier:
Evangelium in leichter Sprache (Bibelwerk)
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